Heute gebe ich euch einen kleinen Einblick in meinen Kiez, die Neustadt. Der aufmerksame Beobachter ist erst einmal überwältigt von der Hülle und Fülle an immer wechselnden Stickern, Graffitis, Schablonen- Graffitos, Wallpaintings oder Paste- Ups. Botschaften scheinen mal mehr oder mal weniger eine Rolle zu spielen, einige dienen anscheinend nur zur künstlerischen Spielerei oder Eigendarstellung. Wer genau hinsieht, erkennt aber eine sich immer wiederholende klare Botschaft, die man so kurz zusammen fassen kann: "Die Neustadt bleibt dreggsch" oder deutlicher: Die Neustadt ist und bleibt links- politisch, auch mit der zunehmenden Gentrifizierung.
Die Dresdner Neustadt ist nördlich der Elbe gelegen und ist somit das alternative Gegenstück zur Dresdner Altstadt, welche südlich der Elbe liegt. Beide Viertel sind nur 20 Gehminuten voneinander entfernt und könnten unterschiedlicher nicht sein. Die naturgeschützten Elbwiesen trennen beide Viertel und dienen der Entschleunigung und des Müßigganges. Wer die Brücken überquert, muss erst einmal inne halten und den Ausblick genießen:
Wenn mich jemand fragt, wo denn nun das Zentrum von Dresden sei, dann sage ich immer, dass es zwei Zentren gibt:
Die Altstadt ist voll gepackt mit tollen Museen und beeindruckender Architektur. Die Neustadt ist allerdings der Ort, wo sich das wahre Leben vieler Dresdner abspielt: zahllose Kneipen und Clubs in so hoher Dichte findet man nur hier, der im Sommer stark frequentierte Alaunpark ist ein Potpourie aus Kinderspielplatz, geistiger Erquickung (Gitarrenspiel, studentischer Lesegruppen, Trommelsessions,...), Sport (Fussball, Frisbee, Slackline,...) und Chillout Area (rauchen, trinken, schlafen, grillen und Eis essen), das Panama ist ein kleiner Zoo mitten in der Neustadt (ein soziales Projekt für Kinder mit Hühnern, Ziegen, Pferden und Eseln, die man auch regelmäßig im Kiez auf einem Spaziergang Richtung Alaunpark oder Heide trifft). Hier treffen DDR- Omis, massenweise Kinder (die Neustadt hat die höchste Geburtenrate in ganz Deutschland auf dem Quatratmeter), Katzen und Hunde, Immigranten, Altpunks, Studenten, Gewerbetreibende und Touristen zusammen (...).
Morgens ist die Neustadt ruhig und verschlafen, während die Altstadt geschäftig und laut ist. In der Neustadt öffnet man erst um 10:00 die Geschäfte. Das ganze verkehrt sich dann in den Abendstunden: in der Altstadt werden abends die Bürgersteige hochgeklappt und diese wirkt dann manchmal gespenstisch-verlassen (beste Zeit übrigens fürs Sightseeing, denn alle Touristen sind dann entweder in der Neustadt oder schlafen schon).
Programmaushang des Projekttheaters in der Neustadt- zwar keine Street Art, aber mit klarer Botschaft.
Beide Viertel sind wichtige Angelpunkte sowohl für uns Dresdner, als auch für deren Besucher: Die südliche Altstadt ist von der rekonstruierten, touristischen und barocken Altstadt geprägt (daher nennen viele Neustädter die Altstadt auch Disneyland: fast nichts ist original erhalten), die nördlich gelegene und mittlerweile stark gentrifizierten Neustadt hingegen besticht durch eine enge und denkmalgeschützte Gründerzeitbebauung und ihre eher alternativen Lebensweise und Aussendarstellung. Das betrifft nicht nur die jeweilige Architektur, Geschäfte oder ihre Bewohner, sondern auch ihre jeweiligen "Botschaften".
Zitat der Sophie Scholl, gefunden an einem Straßenschild an der Kreuzug Alaunstraße/ Louisenstraße.
Man kann deutlich erkennen, dass die Altstadt eher konservativ und die Neustadt eher alternativ geprägt ist.
Heute gebe ich euch einen kleinen Einblick in meinen Kiez, die Neustadt. Der aufmerksame Beobachter ist erst einmal überwältigt von der Hülle und Fülle an immer wechselnden Stickern, Graffitis, Schablonen- Graffitos, Wallpaintings oder Paste- Ups. Botschaften scheinen mal mehr oder mal weniger eine Rolle zu spielen, einige dienen anscheinend nur zur künstlerischen Spielerei oder Eigendarstellung.
Wer genau hinsieht, erkennt aber eine sich immer wiederholende klare Botschaft, die man so kurz zusammen fassen kann: "Die Neustadt bleibt dreggsch" oder deutlicher: Die Neustadt ist und bleibt links- politisch, aktiv, offen und interessiert, auch mit zunehmender Gentrifizierung.
Gefunden auf der Alaunstraße: "Mach was" - Nur wer sich bewegt, kann etwas ändern. Im Hintergrund sieht man die neue Sporthalle. Der Scheunevorplatz an der Sporthalle ist nicht nur Einzugsschneise für Touristen jeglicher Art, sondern auch sozialer Brennpunkt.
Es stimmt, dass die Dresdner, wie ein Freund von mir mal treffend sagte: "knietief in der Eierschecke stecken". Wir Kaffeesachsen gehen es langsamer und gemütlicher an. Das betrifft alle Lebenslagen und auch was das Demonstrieren angeht.
Dennoch haben vor allem die Neustädter eine Meinung und engagieren sich für Umweltschutz und ein buntes Dresden und positionieren sich klar gegen rechte Gruppierungen, allen voran gegen die AfD oder Pegida.
Die sehr aktive Ortsgruppe Neustadt von Greenpeace ruft zum Naturschutz auf. Im Hintergrund erkennt man das Dach der Scheune, ehemals ein Jugendclub, heute wichtiger Drehpunkt für Kultur und Kulinarisches.
Das Leben in der Neustadt ist schön und abwechslungsreich. Es treffen viele verschiedene Leute, Vorstellungen und Wünsche zusammen, das hat nicht immer positive Auswüchse. Aber lieber so, als ein steriles Viertel. Und damit schließe ich diesen Artikel mit einem Zitat, welches ich in der Sebnitzer Straße entdeckt habe:
«Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, der will nicht, dass sie bleibt.»
Erich Fried
Wir möchten an dieser Stelle auch auf die großartigen alternativen Stadtführungen des Nightwalk Dresden von Danilo Hommel hinweisen. Unterhaltsam und informativ stellt er die aktuelle Street Art Szene Dresdens bei einem Rundgang durch das Szeneviertel Neustadt vor. Hier der Link zur Tour: STREET ART TOUREN
05.03.2018, 10:56 @ jule
Kategorien: Dresden · Neustadt · Kunst und Museen // Schlagworte: Street Art in Dresden, Dresden Neustadt, alternatives Dresden, politische Bewegungen in Dresden, linksalternativer Kiez in Dresden, Gentrifizierung in Dresden, Kunst in Dresden, Kunst im öffentlichen Raum in Dresden, nichtkommerzielle Kunst in Dresden, freie Kunst Dresden, Einwohner in Dresden, Leben in Dresden · AfD ist doof · Nein zu Pegida · Dresden bleibt bunt · junges Dresden, Projekttheater Dresden